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Es grünt so grün

Die K-Frage bei den Grünen

Bis um 19. April 2021 galt Folgendes: Robert Habeck und Annalena Baerbock waren die zwei Kanzler*inkandidat*inkandidat*innen der Grünen. Und zwar deswegen Kandidat*inkandidat*innen, weil sie beide die Rolle als Kanzler*inkandidat*in bei den Grünen angestrebt haben.

Das nur der Ordnung halber. Nun zum eigentlichen Inhalt: Schade, dass die beiden so fra(u)vorragend geeigneten Kanzler*inkandidat*innen untereinander auskungeln mussten, wer es denn nun werden soll. Sie haben sich entschieden: gegen Robert Habeck und für Annalena Baerbock.

Seit dem 19. April, 11:00 Uhr MESZ, gilt jetzt also dieses: Annalena Baerbock ist Kanzler*inkandidat*in, wobei sie strenggenommen noch Kanzler*inkandidat*inkandidat*in ist, weil sie noch formal von den Parteigremien als Kanzler*inkandidat*in bestätigt werden muss. Das wird im Juni geschehen. Erst dann ist sie offiziell Kanzler*inkandidat*in.

Im Folgenden ein schlaglichtartiges Profil der Beiden. Beginnen wir mit Annalena Baerbock. – Ja warum eigentlich? Weil Sie eine Frau ist? Ich höre schon den Aufschrei. Aber da stehe ich drüber. Ich denke, man darf auch einmal einer Frau den Vortritt lassen, ohne dass man das gleich als chauvinistische Galanterie missverstehen muss. Im Übrigen ist es einfach die alphabetische Reihenfolge.

Annalena Baerbock

Baerbock gilt allgemein als inhaltlich stärker als ihr Konkurrent Robert Habeck. Die Bezeichnung Konkurrent ist zwar im grammatikalischen Sinne richtig, in der Sache ist das aber nicht ganz zutreffend, er ist ja nur ein Mann. Viel schwieriger wäre die Entscheidung gefallen, wenn es eine Konkurrentin gegeben hätte.

Über die Kompetenz Baerbocks kann es keinen Zweifel gebe. Auf jeden Fall redet sie jede Talkrunde ohne Punkt und Komma in Grund und Boden. Und weil sie keine Sprechpausen macht, kommt sonst niemand zu Wort. Das muss wohl der Grund sein für die vor allem von den Medien verbreitete hohe Meinung zu ihrer inhaltlichen Stärke. Dabei kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass dieses relativ homogene Stimmungsbild das Resultat vielfachen voneinander Abschreibens ist.

Nur drei Beispiele für den überragenden Durchblick Baerbocks, z.B. in den für die Grünen so eminent wichtigen Energiefragen:

1. Sie kennt sich super mit Batterien aus, in denen bekanntlich Kobolde für die Energie sorgen. – Vielleicht meinte Sie auch Kobalt, aber genau weiß man das nicht. Außerdem wäre das doch viel zu profan.

2. Dass wir als Einwohner Deutschlands zu viel CO2 produzieren ist ihr ebenfalls völlig klar. Sagenhafte 9 Gigatonnen CO2 pro Person und Jahr sind auch wirklich eine Menge, einfach zu viel. Vor allem viel zu viel für das Klima. Kein Wunder, dass insbesondere Deutschland auf diese Weise das Klima schädigt und für die globale Erwärmung sorgt. – Na ja, Kilo, Mega, Giga, Tera, … da kann man sich schonmal vertun. Andererseits: Sie liegt hier um den Faktor 1 Milliarde daneben. D. h. also, die Aussage ist nur zu 0,0000001 % richtig und damit zu 99,9999999 % falsch. Kann man dazu überhaupt noch Fehler sagen?  Vielleicht war es als politisches Statement gedacht: Die Fakten sind egal, Hauptsache die Botschaft kommt rüber.

3. Den überschüssigen Solar- und Windstrom muss man „einfach im Netz speichern“, dann kann man ihn später, wenn es dunkel ist oder Flaute herrscht verwenden. – Absolut, wozu denn die gefährliche Kernkraft oder schmutzige Braunkohle? „Im Netz speichern“ ist die Lösung und mancher*frauchsie Wähler*in der Grünen fragt sich, warum das nicht gemacht wird. Und die Franzosen wird Baerbock auch noch davon überzeugen, dass Atomstrom böse ist, obwohl doch das Klima davon profitiert.

Das hat Sie jedenfalls auf diversen Talkrunden ungefähr so geäußert. Widerspruch in der Runde gab es dazu nicht. Wie auch, es hatte ja sonst niemand die Chance, das Wort ergreifen.

Man mag’s beklagen: Auch in 2021 gibt es immer noch keine Gleichberechtigung. Männer und Frauen werden mit unterschiedlichem Maß gemessen. Da redet sich eine Frau – bildlich gesprochen – um Kopf und Kragen und wird von großen Teilen der geneigten Öffentlichkeit dennoch einhellig für kompetent gehalten. Was wäre denn gewesen, wenn Annalena nicht nur geredet, sondern sogar etwas Vernünftiges gesagt hätte? – Nicht auszudenken! Das grün gestrichene Kanzler*innenamt wäre ihr gewiss. Obendrein eine eigene Talkshow im Deutschen Fernsehen. Jeden Tag! Viele Gäst*innen! Und außer Annalena kommt niemand zu Wort.

Wenn Du geschwiegen hättest, Desdemona alias Annalena.“ – Nein, das konnten und können wir nicht ernsthaft von ihr verlangen. Und auch nicht von uns. Dann hätte sie ja Zeit zum Nachdenken und die Talkrunden im Fernsehen wären noch langweiliger.

Robert Habeck

Man kann es nicht anders sagen: Er ist mehr der Philosoph und gilt als inhaltlich weniger sattelfest. Auch darüber gibt es in den Medien weitgehende Einigkeit. Vielleicht auch hier: Meinungseinfalt durch Abschreiben? Wie dem auch sei, Habeck hat auch einige Stärken. Betrachten wir auch in diesem Fall nur drei Beispiele:

1. Anlässlich der Steuerdiskussion um Pendlerpauschale und CO2-Preis äußerte er sich etwa so: Wenn die Pendlerpauschale um 5 ct pro km erhöht wird, der Benzinpreis durch die CO2-Abgabe aber nur um 3 ct steigt, dann sei das ein Anreiz für den Umstieg aufs Auto. Er meint also, Arbeitnehmer hätten quasi 2 ct mehr in der Tasche. – Darauf kann man kommen. Vielleicht muss man für diese höhere Sicht Philosoph sein. Entschuldigend mag man anführen, dass das Steuerrecht eh viel zu kompliziert ist. Vermutlich wollen es die Grünen vereinfachen. Etwa so: einheitlich 50% auf alles. Die Pendlerpauschale kriegt nur, wer zu Fuß geht, mit dem Rad fährt oder im Homeoffice arbeitet.

2. Wenn wir Fluchtursachen bekämpfen ernst meinen, dann müssen wir „die Staaten (Afrikas) (…) in eine wirtschaftliche Prosperität (…) versetzen“, so Robert Habeck im ARD-Sommerinterview. – Absolut, so einfach ist das. Wir müssen dafür sorgen, dass afrikanische Staaten wirtschaftlich funktionieren. Das ist nobelpreisverdächtig.

3. „Wir versuchen, alles zu machen, damit Thüringen ein offenes, freies, liberales, demokratisches Land wird […].“ sagte er im Wahlkampf 2019. Auf die Frage, was Thüringen heute denn tatsächlich sei, antwortete Habeck im BR-Interview: „Genau das“. – Am nächsten Tag meinte er dann: „Ich beiß mir in den Arsch. Ich habe die ganze Nacht darüber nachgedacht, wie mir so etwas passieren kann.“

Wie sagte doch der Lateiner Anicius Manlius Severinus Boethius: „Hättest Du geschwiegen, wärest Du ein Philosoph geblieben.“ Na ja, lateinische Weisheiten helfen nicht immer weiter. In diesem Falle gilt eher die Umkehrung: „Weil Du geredet hast, bleibst Du ein Philosoph.“ Vielleicht auch so: „Hättest Du geschwiegen, wärest Du ein Kandidat geworden.

Resümee

So ungerecht ist die Gesellschaft, soweit weg sind wir von echter Gleichberechtigung: Da redet eine Frau Unfug und wird prompt für sachkompetent gehalten. Und noch immer haben’s Männer leichter. Stillschweigen genügt ihnen für dieselbe Kompetenzvermutung. Wenn sie reden, dann kommt der Inhalt auf den Prüfstand. Geschwätz aus ihrem Munde wird jedenfalls nicht goutiert. Das ist nicht fair. Und zwar in beiden Richtungen.

Irgendwie ist es aber auch ein Ergebnis der heutzutage vielfach anzutreffenden Auffassung: „Woher soll ich denn wissen, was ich denke, bevor ich gehört habe, was ich sage?“ Hauptsache Lärm gemacht und Aufmerksamkeit erzeugt, der Inhalt scheint nachrangig. In den Medien allemal.

Kann Annalena Baerbock Kanzler werden? – Nein, vollkommen ausgeschlossen. Unabhängig von Ihrer Kompetenz in erneuerbaren Energien ist das schon grammatikalisch absolut unmöglich. Sie hat einfach nicht das richtige Genus. Und wie will man das ändern, ohne eine große Sprachreform? Da helfen noch nicht einmal die Gendersternchen.

Ebenso wahr ist aber auch: Robert Habeck kann nicht Kanzlerin werden. Es würde auch dann unmöglich sein, wenn er Kanzlerinkandidat geworden wäre. Da fehlt ihm einfach etwas. Er hat den falschen Sexus. Ein Satz von philosophischer Tiefe: Was ihm fehlt, hat er zu viel. Vielleicht hat er auch zu viel geredet oder zu wenig geschwiegen.

Und wenn Annalena Baerbock doch Kanzlerin wird? – Oh weh, dann gibt es ein böses Erwachen. Jedenfalls bei den Wählern, vielleicht sogar bei den Medien. Denn die Grünen haben auch ein Programm. Und es ist zu befürchten, dass sie es umsetzen wollen. Gegenwärtig scheint das noch niemand zu kümmern. Es grünt ja sooo schön grün. Und alle freuen sich darüber, jedenfalls alle Schafe.

Sollte es zur *Kanzlerinschaft* Baerbocks kommen, wird sie sich dereinst in der historischen Perspektive mit Angela Merkel um den Titel als die schlechteste Kanzlerin aller Zeiten streiten müssen. Nein, das ist kein frauenfeindlicher Chauvinismus, das ist Logik. Noch nicht einmal die feministischste Feministin kann sich dieser scharfsinnigen Überlegung mit Aussicht auf Erfolg entgegenstellen.

«Dieser Satz enthält genau trei Feehler», sagte schon Douglas R. Hofstadter (der Autor von «Gödel, Escher, Bach»). Nicht auszudenken, wie viele Fehler in diesem ganzen Text zusammenkommen mögen.