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Das ZDF-Politbarometer

Die Realität von Umfragen

Einmal im Monat präsentiert das ZDF die Ergebnisse von jeweils neuen repräsentativen Umfragen zur Einstellung der Deutschen hinsichtlich Parteien, Politikern und zur aktuellen politischen Lage: das sogenannte „Politbarometer“, mittlerweile ein stehender Begriff. In der Regel ist das Stimmungsbild laut Umfrage eine mehr oder weniger getreue Wiedergabe dessen, was man ohnehin Tag für Tag und Woche für Woche in der Fernsehberichterstattung an Themen und Meinungsbeiträgen vorgesetzt bekommt. Bei den Sachthemen gibt es daher nur selten Überraschungen.

Die Sympathischsten – sind sie auch die Besten?

Auf besonders Interesse stößt die Kategorie Politiker-Ranking. Das Politbarometer präsentiert diesbezüglich eine Rangfolge der 10  beliebtesten Politiker nach Sympathie und Leistung. Es ist nicht ganz klar, wie denn diese 10 Politiker von den vielen anderen ebenfalls prominenten und oft auch sehr wichtigen und einflussreichen politischen Akteuren unterschieden werden. Jedenfalls findet man auf der Internetseite des ZDF und des Partners „Forschungsgruppe Wahlen“ dazu wenig Aussagekräftiges. Abgesehen davon ist man immer wieder erstaunt, wer es hier auf die ersten Plätze schafft.

Über Jahre hinweg hatte Angela Merkel Platz 1 im Politbarometer gebucht. Auch da fragte man sich schon, wie das sein konnte, angesichts der zahllosen verbrieften Schwurbelsätze und der vernunftwidrigen Mischung aus Nichtstun und „Das Falsche tun“. Offenbar war es ihr gelungen, genau dieses Konzept zu ihrem Markenkern zu machen. Medial war sie damit ziemlich erfolgreich, wie das Politbarometer belegt. Vorne war stets die Marke „Angela Merkel“. Ihr Tun und Lassen konnten wenig an ihrer Beliebtheit ändern, auch wenn im Rückblick ihr politisches Wirken von den Medien sehr viel kritischer gesehen wird. So ist das: Gestern wurde sie hofiert und wider alle Vernunft mit einem Heiligenschein versehen, heute will’s keiner gewesen sein.

Wie dem auch sei, das ist nun alles Schnee von gestern. Nach dem Abtreten Merkels kämpft ein neues politisches Führungspersonal um die Spitzenplätze. Und es scheint so, dass die Rangfolge im Politbarometer eher noch weniger von Sachthemen und konkreten Leistungen und eher noch mehr von Sympathien und vorgefassten Meinungen bestimmt wird.

Wenn du geschwiegen hättest, Annalena

Es ist ein mittlerweile bekanntes Muster: Außenministerin Baerbock redet auf einer Veranstaltung und gibt irritierende Statements ab die alles Mögliche sind, nur nicht diplomatisch und schon gar nicht klug. Nur einige Beispiele: „Das wird Russland ruinieren“ (auf dem EU Außenministertreffen im Februar 2022); „Deutschland wird für immer auf russische Energie verzichten“ (Besuch in Kiew im Mai 2022); „Egal, was meine Wähler denken“ (EU Außenministertreffen im September 2022); „Waffenlieferungen helfen, Menschenleben zu retten“ (Interview in der FAZ im September 2022). Und nun also „Wir kämpfen einen Krieg gegen Russland und nicht gegeneinander“ (vor dem Europarat im Januar 2023).

Man wundert sich schon gar nicht mehr. Nicht über Baerbock, nicht über die Grünen, nicht über die Ampelregierung und auch nicht über Bundeskanzler Scholz, der das alles so laufen lässt. Das politische Personal ist seiner Aufgabe erkennbar nicht gewachsen. Baerbock, Habeck und die gottlob zurückgetretene Lambrecht sind nur die Spitze des Eisbergs. – Hat das Einfluss aufs Politbarometer?

Umfragen spiegeln nicht die Realität, sondern die Medienlandschaft

Wundern muss man sich allerdings schon über die Ergebnisse des ZDF-Politbarometers, die regelmäßig Baerbock, Habeck und Scholz auf den ersten Plätzen sehen. Sie sind nach Meinung des Publikums also besonders sympathisch und bringen die beste Leistung. Na ja, Sympathie kann man in Umfragen sicher leicht messen, es ist aber nicht wirklich eine relevante politische Kategorie für das Land. Aber die beste Leistung? – Da reibt man sich ungläubig die Augen.

Entweder die Umfrageergebnisse sind manipuliert – was ich dem ZDF nicht unterstellen möchte – oder den Befragten fehlt es an Urteilskraft. Vielleicht sind sie auch nur falsch informiert oder glauben der oberflächlichen Berichterstattung in den Medien und gehen den vielen regierungsfreundlichen bzw. den Grünen äußerst wohlgesonnenen medialen Meinungsbeiträgen auf den Leim. Jedenfalls zeugt die Rangfolge des ZDF-Politbarometers kaum von einer kritischen Haltung der Regierung und den führenden Politikern gegenüber.

Man könnte es auch so formulieren: Der Wähler bekommt das, was er gewählt hat und verspürt offenbar wenig Lust, sich darüber zu beklagen. Es bringt ihm ja auch nichts, weil er die Malaise selbst verursacht hat.

ZDF Politbarometer vom 27. Januar 2023. Die beliebtesten Politiker nach Sympathie und Leistung (Plätze 1 – 5).
ZDF Politbarometer vom 27. Januar 2023. Die beliebtesten Politiker nach Sympathie und Leistung (Plätze 6 – 10).

Schlechte Leistungen schützen nicht vor guten Umfragewerten

Was genau wäre denn angesichts der obigen Latte von Fehltritten der Außenministerin eine noch schlechtere Leistung, die sie aus dem Politbarometer kicken könnte? Von Wirtschaftsminister Habeck, der nicht weiß, was eine Insolvenz ist und den sein Amt sichtlich überfordert, ganz zu schweigen. Und der über allem thronende Nichtentscheider Scholz, was könnte er tun, um weniger hervorzutreten.

Da fällt einem nichts ein. Alle drei performen stabil auf einem Leistungsminimum. Wie kann man sie also von der Spitze verdrängen? Am einfachsten ist es wohl bei Scholz. Er ist ja schon beinahe unsichtbar, wenn man nun noch sein Namen konsequent nicht mehr nennt, ihn praktisch totschweigt, so wird er binnen 14 Tagen völlig in Vergessenheit geraten. Er ist dann raus aus dem Politbarometer.

Schwieriger ist es bei Habeck und Baerbock. Muss Habeck eventuell die Energie weiter verknappen, indem er einen Gasspeicher leerlaufen lässt oder einen Flüssiggastanker versenkt? Ach, das wird nicht helfen. Am Ende rechnet man ihm das noch als Maßnahme zum Klimaschutz an.

Und Baerbock? Was, wenn sie China den Krieg erklärt und das Land der Mitte zu ruinieren droht, das dann aber dazu führt, dass wir keine Smartphones mehr bekommen und die Exporte einbrechen? Oder, wenn sie erläutert, dass feministische Außenpolitik vor allem meint, immer eine Kosmetiktasche dabei zu haben. Aber nein, das wird nichts ändern. Die vorderen Plätze im Politbarometer stehen über derlei kleinlichen Urteilen. Man wird dann sagen, sie sei falsch verstanden worden. Natürlich sei Kosmetik nur Camouflage, darunter aber stecke der Feminismus den man von außen, also außenpolitisch betrachtet, nicht sehe. Und genau diese inneren Werte seien es, für die Baerbock als Außenministerin stehe.

Sympathie ist wichtiger als fachliches Können und rhetorische Brillanz

Es erscheint kaum möglich, Habeck und Baerbock in der Wählergunst abrutschen zu lassen, jedenfalls nicht auf der Basis objektiv messbarer Kriterien. Das Hinterfragen der Leistung geht offensichtlich ins Leere. Versuchen wir‘s also mit der Sympathie, also damit, die beiden weniger sympathisch erscheinen zu lassen. Baerbock könnte sich einen Oberlippenbart tätowieren lassen, die Haare kurz schneiden und sie grün färben. Dazu vielleicht noch einen Nasenring und ein Panzer-Tattoo auf der linken Wange. Auch Blackfacing könnte helfen. Oder sie geht im Karneval als Indianer-Squaw. Ansonsten ist Mode ganz wichtig, dann also her mit dem lottrig sitzenden Blaumann und den Springerstiefeln. Ergänzend müsste sie dann noch klar zum Ausdruck bringen, dass ihr die Gendersprache absolut auf den Keks geht und sie privat auf Machos steht. Das alles könnte sie bei gleichbleibender Nicht-Leistung zwei, drei oder gar vier Plätze im Politbarometer kosten. Vor Wagenknecht und Weidel bliebe sie aber immer noch mit deutlichem Abstand.

Und bei Habeck, wie kriegen wir ihn vom ersten Platz runter? Vielleicht so: glatt rasiert, Nickelbrille mit Goldrand, viel Gel in den Haaren, natürlich Seitenscheitel, weißes Hemd mit Krawatte, schwarzer Anzug und unterm Sakko ein Gilet. Die schwarze Aktentasche in der Hand nicht zu vergessen. Und dann müsste er natürlich noch sagen, dass die Energiewende sowieso nicht funktioniert, weil die atomaren Backup-Kraftwerke und die Speicher fehlen und dass er im Übrigen ein deutscher Patriot und heimlicher Fan von Franz-Josef Strauß sei.

Ja, das könnte wirken, Habeck fällt zurück auf Platz 4 (vor allem wegen seiner Sympathien für Strauß und weil man von einem perfekt gescheitelten Minister auch gescheite Sätze erwartet), knapp vor Baerbock auf Platz 5. Der Hauptgrund ist hier der schlechtsitzende Blaumann, denn auf das, was sie sagt, hört man ohnehin nicht. Es ist sozusagen „egal“, weil es ja regelmäßig nicht so gemeint war, wie es gesagt wurde.

Wer gehört auf die Spitzenplätze im Politbarometer?

Wer füllt nun aber die Lücken auf den Plätzen 1, 2 und 3 des Politbarometers. Karl Lauterbach oder Nancy Faeser. – Um Gottes willen, da wird’s mit der Leistung auch ganz schwierig. Und mit der Sympathie erst recht.  Könnten denn wenigstens Christian Lindner, Markus Söder oder Friedrich Merz in die Bresche springen? Von der Papierform her eventuell schon, das nützt aber nichts, wenn in der Praxis die Leistung nicht rüber kommt.

Bleiben als Kandidaten tatsächlich nur noch Sahra Wagenknecht und Alice Weidel. Beide scharfsinnig, fachlich versiert und oft auch rhetorisch brillant (und das muss man konstatieren unabhängig davon, ob man ihrer jeweiligen politischen Verortung nahesteht oder nicht): Frauenpower, die sich auf die kritische Vernunft stützt und das in der Realität Erreichbare in den Blick nimmt. Das wäre ein rationaler Feminismus, der nicht ansatzweise in den Verdacht geriete, als Camouflage für nicht vorhandene Inhalte herhalten zu müssen. – Die können’s aber nicht werden, weil sie in den falschen Parteien sind. Und welches die richtigen Parteien sind, das entscheiden die Medien und die notorisch sich über jede Petitesse echauffierenden „woken“ Neosozialisten von der links-illiberalen Einheitsfront.

Das Ziel der Umfrage bestimmt ihr Ergebnis

Vielleicht sollte man generell die Frage des Politbarometers variieren oder sogar umdrehen. Also nicht, welcher Politiker ist besonders sympathisch und bringt die beste Leistung, sondern, welcher Politiker ist seinem Amt am wenigsten gewachsen und daher eine ärgerliche Fehlbesetzung? Es wäre den Versuch wert, die Frage des ZDF-Politbarometers entsprechend abzuwandeln und somit konkret nach dem unbeliebtesten und leistungsschwächsten Politiker zu fragen. In einer solchen Umfrage hätten Habeck und Baerbock sicher ebenfalls gute Chancen auf die vorderen Plätze. Und die hätten sie in diesem Falle auch verdient.

Das neue ZDF Politbarometer vom 29. Februar 2023. Die unbeliebtesten und leistungsschwächsten Politiker.

Warum kann man davon ausgehen, dass die „Spitzenplätze“ auch in diesem Fall an Habeck und Baerbock gehen würden? Ganz einfach, wenn man nach Politikern fragt, dann fallen einem natürlich die Bekanntesten und am stärksten für Polarisierung Sorgenden zu allererst ein. Es ist nicht so entscheidend, ob man dabei die Frage mit einem positiven oder einem negativen Attribut oder Werturteil verknüpft. Und wie wir oben gesehen haben, spielt die objektiv messbare Leistung – deren Bewertung eine tiefergehende Auseinandersetzung mit der Fragestellung erfordern würde – im Allgemeinen eher eine untergeordnete Rolle.

Der Wähler bekommt die Politiker, die er verdient

Wie oben schon erwähnt, wurden die zu beurteilenden Politiker demokratisch gewählt. Der Wähler hat sich also direkt oder indirekt – im Allgemeinen eher Letzteres – für sie entschieden. Sie sind gewissermaßen sein Produkt. Nun sind sie also da und liefern das, was die mediale Öffentlichkeit vor allen anderen Dingen erwartet: Moralismus, Symbole, Haltung und Werte. Umgekehrt sind die Wähler (bzw. das Denken der Wähler) das Produkt der Politik und der Medien. Es ist eine Beziehung auf Gegenseitigkeit. Wähler und heutiger Politikertypus bedingen einander. Bei keiner Partei ist das offensichtlicher als bei den Grünen (s. Es grünt so grün). Zugleich sind die Grünen die Haupttreiber dieser Entwicklung weg von der Sachpolitik und hin zur Haltungspolitik.

Die Politik und fast die komplette Medienlandschaft haben sich der Kraft der Emotionen verschrieben und betreiben solchermaßen eine Infantilisierung der Gesellschaft. Dazu gehört zu vor allem die Moralisierung jeglicher Sachfragen. Immer häufiger geht es darum, Zeichen zu setzen, Haltung zu zeigen, für Werte einzutreten. Die auf pragmatische Lösungen fokussierte, ziel- und vernunftorientierte Realpolitik steht nicht hoch im Kurs.

Die Medien, und damit untrennbar verbunden, die Wähler, goutieren richtiges, und das heißt fast immer moralisches, besser gesagt, moralisierendes Politikerverhalten, und sie ereifern sich über die bloß strikt am Primat der Vernunft orientierten Entscheidungen. Letztere werden gar nicht erst rational beurteilt, man zerrt sie vielmehr auf die Ebene der Moral, genauer, der Scheinmoral, und delegitimiert sie damit.

Die simple Regel ist: Alles, was sich gegen den moralisierenden Zeitgeist richtet, nennt man undemokratisch, auch wenn die zugrundeliegende Handlung im konkreten Fall mit Demokratie im engeren Sinne nichts zu tun hat. Wenn das als Verdikt noch nicht genügt, dann werden, je nach Sachbezug, auch stärkere Geschütze aufgefahren: rassistisch, rechts, faschistisch, neoliberal, frauenfeindlich, homophob, und was der Adjektive mehr sind.

Von extremen Ausnahmen absoluter Ungeeignetheit für das Amt einmal abgesehen (wie z.B. im Falle Lambrechts), spielt daher die objektive, an den Inhalten gemessene Leistung eines Politikers im Allgemeinen eher eine untergeordnete Rolle. Und deswegen ist die Rangliste der Politiker nach Leistung und Sympathie so, wie sie uns im Politbarometer monatlich vorgesetzt wird.


Quelle: Politbarometer – ZDFmediathek
Bildnachweis
  • Aufmacher: Collage aus Bildern zum ZDF-Politbarometer (C) ZDF, Autor
  • Bild 1, 2: ZDF-Politbarometer (C) ZDF
  • Bild 3: Kreiert aus ZDF-Politbarometer (C) ZDF, Autor

Es grünt so grün

Die K-Frage bei den Grünen

Bis um 19. April 2021 galt Folgendes: Robert Habeck und Annalena Baerbock waren die zwei Kanzler*inkandidat*inkandidat*innen der Grünen. Und zwar deswegen Kandidat*inkandidat*innen, weil sie beide die Rolle als Kanzler*inkandidat*in bei den Grünen angestrebt haben.

Das nur der Ordnung halber. Nun zum eigentlichen Inhalt: Schade, dass die beiden so fra(u)vorragend geeigneten Kanzler*inkandidat*innen untereinander auskungeln mussten, wer es denn nun werden soll. Sie haben sich entschieden: gegen Robert Habeck und für Annalena Baerbock.

Seit dem 19. April, 11:00 Uhr MESZ, gilt jetzt also dieses: Annalena Baerbock ist Kanzler*inkandidat*in, wobei sie strenggenommen noch Kanzler*inkandidat*inkandidat*in ist, weil sie noch formal von den Parteigremien als Kanzler*inkandidat*in bestätigt werden muss. Das wird im Juni geschehen. Erst dann ist sie offiziell Kanzler*inkandidat*in.

Im Folgenden ein schlaglichtartiges Profil der Beiden. Beginnen wir mit Annalena Baerbock. – Ja warum eigentlich? Weil Sie eine Frau ist? Ich höre schon den Aufschrei. Aber da stehe ich drüber. Ich denke, man darf auch einmal einer Frau den Vortritt lassen, ohne dass man das gleich als chauvinistische Galanterie missverstehen muss. Im Übrigen ist es einfach die alphabetische Reihenfolge.

Annalena Baerbock

Baerbock gilt allgemein als inhaltlich stärker als ihr Konkurrent Robert Habeck. Die Bezeichnung Konkurrent ist zwar im grammatikalischen Sinne richtig, in der Sache ist das aber nicht ganz zutreffend, er ist ja nur ein Mann. Viel schwieriger wäre die Entscheidung gefallen, wenn es eine Konkurrentin gegeben hätte.

Über die Kompetenz Baerbocks kann es keinen Zweifel gebe. Auf jeden Fall redet sie jede Talkrunde ohne Punkt und Komma in Grund und Boden. Und weil sie keine Sprechpausen macht, kommt sonst niemand zu Wort. Das muss wohl der Grund sein für die vor allem von den Medien verbreitete hohe Meinung zu ihrer inhaltlichen Stärke. Dabei kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass dieses relativ homogene Stimmungsbild das Resultat vielfachen voneinander Abschreibens ist.

Nur drei Beispiele für den überragenden Durchblick Baerbocks, z.B. in den für die Grünen so eminent wichtigen Energiefragen:

1. Sie kennt sich super mit Batterien aus, in denen bekanntlich Kobolde für die Energie sorgen. – Vielleicht meinte Sie auch Kobalt, aber genau weiß man das nicht. Außerdem wäre das doch viel zu profan.

2. Dass wir als Einwohner Deutschlands zu viel CO2 produzieren ist ihr ebenfalls völlig klar. Sagenhafte 9 Gigatonnen CO2 pro Person und Jahr sind auch wirklich eine Menge, einfach zu viel. Vor allem viel zu viel für das Klima. Kein Wunder, dass insbesondere Deutschland auf diese Weise das Klima schädigt und für die globale Erwärmung sorgt. – Na ja, Kilo, Mega, Giga, Tera, … da kann man sich schonmal vertun. Andererseits: Sie liegt hier um den Faktor 1 Milliarde daneben. D. h. also, die Aussage ist nur zu 0,0000001 % richtig und damit zu 99,9999999 % falsch. Kann man dazu überhaupt noch Fehler sagen?  Vielleicht war es als politisches Statement gedacht: Die Fakten sind egal, Hauptsache die Botschaft kommt rüber.

3. Den überschüssigen Solar- und Windstrom muss man „einfach im Netz speichern“, dann kann man ihn später, wenn es dunkel ist oder Flaute herrscht verwenden. – Absolut, wozu denn die gefährliche Kernkraft oder schmutzige Braunkohle? „Im Netz speichern“ ist die Lösung und mancher*frauchsie Wähler*in der Grünen fragt sich, warum das nicht gemacht wird. Und die Franzosen wird Baerbock auch noch davon überzeugen, dass Atomstrom böse ist, obwohl doch das Klima davon profitiert.

Das hat Sie jedenfalls auf diversen Talkrunden ungefähr so geäußert. Widerspruch in der Runde gab es dazu nicht. Wie auch, es hatte ja sonst niemand die Chance, das Wort ergreifen.

Man mag’s beklagen: Auch in 2021 gibt es immer noch keine Gleichberechtigung. Männer und Frauen werden mit unterschiedlichem Maß gemessen. Da redet sich eine Frau – bildlich gesprochen – um Kopf und Kragen und wird von großen Teilen der geneigten Öffentlichkeit dennoch einhellig für kompetent gehalten. Was wäre denn gewesen, wenn Annalena nicht nur geredet, sondern sogar etwas Vernünftiges gesagt hätte? – Nicht auszudenken! Das grün gestrichene Kanzler*innenamt wäre ihr gewiss. Obendrein eine eigene Talkshow im Deutschen Fernsehen. Jeden Tag! Viele Gäst*innen! Und außer Annalena kommt niemand zu Wort.

Wenn Du geschwiegen hättest, Desdemona alias Annalena.“ – Nein, das konnten und können wir nicht ernsthaft von ihr verlangen. Und auch nicht von uns. Dann hätte sie ja Zeit zum Nachdenken und die Talkrunden im Fernsehen wären noch langweiliger.

Robert Habeck

Man kann es nicht anders sagen: Er ist mehr der Philosoph und gilt als inhaltlich weniger sattelfest. Auch darüber gibt es in den Medien weitgehende Einigkeit. Vielleicht auch hier: Meinungseinfalt durch Abschreiben? Wie dem auch sei, Habeck hat auch einige Stärken. Betrachten wir auch in diesem Fall nur drei Beispiele:

1. Anlässlich der Steuerdiskussion um Pendlerpauschale und CO2-Preis äußerte er sich etwa so: Wenn die Pendlerpauschale um 5 ct pro km erhöht wird, der Benzinpreis durch die CO2-Abgabe aber nur um 3 ct steigt, dann sei das ein Anreiz für den Umstieg aufs Auto. Er meint also, Arbeitnehmer hätten quasi 2 ct mehr in der Tasche. – Darauf kann man kommen. Vielleicht muss man für diese höhere Sicht Philosoph sein. Entschuldigend mag man anführen, dass das Steuerrecht eh viel zu kompliziert ist. Vermutlich wollen es die Grünen vereinfachen. Etwa so: einheitlich 50% auf alles. Die Pendlerpauschale kriegt nur, wer zu Fuß geht, mit dem Rad fährt oder im Homeoffice arbeitet.

2. Wenn wir Fluchtursachen bekämpfen ernst meinen, dann müssen wir „die Staaten (Afrikas) (…) in eine wirtschaftliche Prosperität (…) versetzen“, so Robert Habeck im ARD-Sommerinterview. – Absolut, so einfach ist das. Wir müssen dafür sorgen, dass afrikanische Staaten wirtschaftlich funktionieren. Das ist nobelpreisverdächtig.

3. „Wir versuchen, alles zu machen, damit Thüringen ein offenes, freies, liberales, demokratisches Land wird […].“ sagte er im Wahlkampf 2019. Auf die Frage, was Thüringen heute denn tatsächlich sei, antwortete Habeck im BR-Interview: „Genau das“. – Am nächsten Tag meinte er dann: „Ich beiß mir in den Arsch. Ich habe die ganze Nacht darüber nachgedacht, wie mir so etwas passieren kann.“

Wie sagte doch der Lateiner Anicius Manlius Severinus Boethius: „Hättest Du geschwiegen, wärest Du ein Philosoph geblieben.“ Na ja, lateinische Weisheiten helfen nicht immer weiter. In diesem Falle gilt eher die Umkehrung: „Weil Du geredet hast, bleibst Du ein Philosoph.“ Vielleicht auch so: „Hättest Du geschwiegen, wärest Du ein Kandidat geworden.

Resümee

So ungerecht ist die Gesellschaft, soweit weg sind wir von echter Gleichberechtigung: Da redet eine Frau Unfug und wird prompt für sachkompetent gehalten. Und noch immer haben’s Männer leichter. Stillschweigen genügt ihnen für dieselbe Kompetenzvermutung. Wenn sie reden, dann kommt der Inhalt auf den Prüfstand. Geschwätz aus ihrem Munde wird jedenfalls nicht goutiert. Das ist nicht fair. Und zwar in beiden Richtungen.

Irgendwie ist es aber auch ein Ergebnis der heutzutage vielfach anzutreffenden Auffassung: „Woher soll ich denn wissen, was ich denke, bevor ich gehört habe, was ich sage?“ Hauptsache Lärm gemacht und Aufmerksamkeit erzeugt, der Inhalt scheint nachrangig. In den Medien allemal.

Kann Annalena Baerbock Kanzler werden? – Nein, vollkommen ausgeschlossen. Unabhängig von Ihrer Kompetenz in erneuerbaren Energien ist das schon grammatikalisch absolut unmöglich. Sie hat einfach nicht das richtige Genus. Und wie will man das ändern, ohne eine große Sprachreform? Da helfen noch nicht einmal die Gendersternchen.

Ebenso wahr ist aber auch: Robert Habeck kann nicht Kanzlerin werden. Es würde auch dann unmöglich sein, wenn er Kanzlerinkandidat geworden wäre. Da fehlt ihm einfach etwas. Er hat den falschen Sexus. Ein Satz von philosophischer Tiefe: Was ihm fehlt, hat er zu viel. Vielleicht hat er auch zu viel geredet oder zu wenig geschwiegen.

Und wenn Annalena Baerbock doch Kanzlerin wird? – Oh weh, dann gibt es ein böses Erwachen. Jedenfalls bei den Wählern, vielleicht sogar bei den Medien. Denn die Grünen haben auch ein Programm. Und es ist zu befürchten, dass sie es umsetzen wollen. Gegenwärtig scheint das noch niemand zu kümmern. Es grünt ja sooo schön grün. Und alle freuen sich darüber, jedenfalls alle Schafe.

Sollte es zur *Kanzlerinschaft* Baerbocks kommen, wird sie sich dereinst in der historischen Perspektive mit Angela Merkel um den Titel als die schlechteste Kanzlerin aller Zeiten streiten müssen. Nein, das ist kein frauenfeindlicher Chauvinismus, das ist Logik. Noch nicht einmal die feministischste Feministin kann sich dieser scharfsinnigen Überlegung mit Aussicht auf Erfolg entgegenstellen.

«Dieser Satz enthält genau trei Feehler», sagte schon Douglas R. Hofstadter (der Autor von «Gödel, Escher, Bach»). Nicht auszudenken, wie viele Fehler in diesem ganzen Text zusammenkommen mögen.