Die Kosten der Energiewende

Einleitung

Die Energiewende weg von den fossilen Energieträgern und hin zu den sogenannten Erneuerbaren wie Windkraft, Solarstrom, Wasserkraft und Biomasse ist in Deutschland gesetzt. In der Politik wird das Programm der Energiewende an sich und der spezifisch deutsche Weg dahin kaum noch hinterfragt.

Dabei ist für jedermann mit Sachverstand klar, dass Wind und Sonne allein die Stromversorgung eines Industrielandes zu vertretbaren Kosten nicht gewährleisten können. Ohne sehr große und damit unbezahlbar teure Speicher oder Backup-Kraftwerke ist das nicht zu machen. Die einseitige Fokussierung auf Wind- und Solarstrom führt zur Destabilisierung des Stromnetzes und zu einer hohen Versorgungsunsicherheit und treibt den Strompreis dauerhaft nach oben. Billiger Strom als Folge der Energiewende ist eine Mär.

Die deutsche Energiewende ist im internationalen Vergleich ein Sonderweg. Es gibt keine namhafte Industrienation, die ihre Energieversorgung ähnlich einseitig auf die volatile Stromproduktion mit Sonne und Wind umzubauen beabsichtigt und dafür sogar bereit ist, gleichermaßen ihre Wirtschaftskraft aufs Spiel zu setzen und eine intakte Natur und Umwelt zu opfern.

Deutschland ist ein energiepolitischer Geisterfahrer!

Wir sind nicht Vorreiter, sondern für die Welt das Negativbeispiel schlechthin, das niemand nachzuahmen gedenkt.

Die Tragik der deutschen Energiewende liegt darin, dass ihre eifrigsten Unterstützer die denkbar geringste Ahnung von der Materie und der Komplexität der Zusammenhänge haben. Es ist doch keine Frage, dass man mittelfristig aus fossilen Energieträgern aussteigen muss. Das erfordert einen konstruktiven, die Wirtschaftskraft erhaltenden Plan und dessen schrittweise Umsetzung. Dabei ist es hilfreich, technologieoffen zu bleiben und keine eindimensionalen und noch dazu dysfunktionalen Lösungen zu verfolgen. Zu den kontraproduktiven „Lösungen“ kann man mit gutem Recht z.B. auch die Errichtung von Windrädern in Schwachwindgebieten zählen.

Unterdessen erschöpft sich die grüne Energie– und Wirtschaftspolitik in der sturen Fokussierung auf Windräder und dem substanzlosen Versprechen zukünftig paradiesischer Zustände. Bezüglich der Regulatorik und dem Erlassen von Verboten leistet leider auch die EU einen unrühmlichen Beitrag.

Betrachten wird zunächst die Kosten des Netzausbaus.

Kosten des Netzausbaus

Wie der Focus berichtet (500 Milliarden Euro mehr für Stromnetze? Habeck-Behörde korrigiert eigene Zahlen – FOCUS online), könnte bis 2045 der gesamte Investitionsbedarf in die Stromnetze laut Bundesnetzagentur bei rund 450 Milliarden Euro liegen. Zuvor war man von 250 Milliarden Euro ausgegangen. Die Rechnung erhöht sich also um 200 Milliarden Euro.

Gegenbüber der vorherigen Abschätzung verhält sich das folgendermaßen:

Übertragungsnetz

  • Alte Kalkulation: 209 Mrd. Euro bis zum Jahr 2037
  • Neue Kalkulation: 300 Mrd. Euro bis 2045

Verteilnetz

  • Alte Kalkulation: 42,3 Mrd. Euro bis 2032
  • Neue Kalkulation: 150 Mrd. Euro bis 2045

Summe Netzausbaukosten = 450 Mrd. €

Kosten für den Ausbau von Windkraft und Photovoltaik

Natürlich werden die Gesamtkosten für die Energiewende deutlich höher liegen. Diese Kosten abzuschätzen ist keine Rakenwissenschaft. Der Rechengang ist einfach nachvollziehbar.

Die durchschnittliche deutsche Strom-Leistungsanforderung liegt bei ca. 70 GW (= 70 Millionen Kilowatt). Der jährliche Bedarf beläuft sich auf 500 – 600 TWh (= 500 – 600 Milliarden Kilowattstunden).

Anmerkung: TW = Terawatt, GW = Gigawatt, MW = Megawatt;
1 TW = 1.000 GW = 1.000.000 MW = 1.000.000.000 kW.

Überschlagsrechnung auf Basis der Ausbauziele für das Jahr 2045 (lt. Fraunhofer ISE / Szenario Referenz; Vergleich mit 2022):

  • Wind offshore ca. 65 GW (+56 GW / +520 %) = 224 Mrd. €
  • Wind onshore ca. 200 GW (+140 GW / +240 %) = 210 Mrd. €
  • Solar Freifläche ca. 135 GW (+125 GW / +1100 %) = 125 Mrd. €
  • Solar Dachfläche ca. 300 GW (+230 GW / +350 %) = 230 Mrd. €

Summe Ausbaukosten Wind und Solar = 790 Mrd. €

Dabei wurden die folgenden überschlägigen Durchschnittskosten pro Megawatt installierter Leistung angenommen:

  • Wind offshore – 4 Mio. €
  • Wind onshore – 1,5 Mio. €
  • Solar Freifläche – 1 Mio. €
  • Solar Dachfläche – 1 Mio. €

Kosten für die Bereitstellung der Speicher

Speicher und Backup-Kraftwerke sind in dieser Betrachtung noch nicht enthalten.

Aktuell (2024) verfügen wir über Speicher in sozusagen homöopathischer Dosis (etwa 70 GWh, ausreichend für 1 Stunde Notreserve).

Die (Batterie-) Speicherkosten liegen nach heutigen Preisen bei ca. 1.000 € pro kWh. Benötigt werden (je nach Speicherstrategie / Backupstrategie und akzeptierter Importabhängigkeit) mindestens 1.500 bis 10.000 GWh. Der Speicherbedarf macht daher noch einmal zusätzliche 1.500 bis 10.000 Mrd. Euro aus.

Wenn wir sehr optimistisch von einem Preisverfall für Speicher auf 100 € pro kWh ausgehen, dann landen wir bei zusätzlich 150 – 1.000 Mrd. Euro.

Summe Speicherkosten = 150 – 1.000 Mrd. € (Minimum)

Abschätzung der Gesamtkosten

Zusammen mit den Netzausbaukosten, den Kosten für Windkraft und PV sowie für die Speicher kommen wir somit auf

  • Netzausbau: 450 Mrd. €
  • Erneuerbare (WIndkraft PV): 790 Mrd. €
  • Speicher: 150 – 1.000 Mrd. € (Minimum) bis 500 – 3.000 Mrd. €

Abhängig von der Ressourcenverfügbarkeit und der Entwicklung der weltweiten Rohstoffpreise könnten die Kosten aber auch deutlich höher liegen: 1.750 bis 4.250 Mrd. €, also knapp 2.000 bis über 4.000 Mrd. €.

Hinzu kommen noch die Kosten für den Bau und die permanente Betriebsreserve der kombinierten Gas– und H2Kraftwerke im Backup sowie für die WasserstoffInfrastruktur (Elektrolyseure, Speicher). Diesen Posten lassen wir einstweilen noch außen vor.

Resümee

Mit dem Gegenwert einer „Kugel Eis“, wie der Grüne Trittin mal meinte und wohl auch Habeck bis gestern noch dachte – und viele Grüne noch immer glauben – wird das also nicht zu machen sein.

Windräder, Solarmodule und Speicher können nicht wesentlich länger als 20 – 25 Jahre betrieben werden. So werden z.B. bis 2045 viele der heute Strom liefernden Windkraftanlagen ersetzt werden müssen. Die daraus resultierenden Erneuerungskosten sind in der Überschlagsrechnung nicht berücksichtigt. Ebenfalls ausgeklammert sind die (zu erwartenden) Preissteigerungen aufgrund von steigender Nachfrage und Inflation.

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