Schlagwort-Archive: BIP

Absolute Wirtschaftsleistung und absolute CO2-Emissionen

Die CO2Emissionen sind untrennbar mit der Wirtschaftsleistung verbunden. Man kann die Emissionen verringern durch Verzicht, also durch Reduzierung der Wirtschaftsleistung, oder durch Steigerung der ökonomischen CO2Effizienz. Global gesehen macht nur Letzteres Sinn, weil die große Mehrheit der Menschen ihre individuelle wirtschaftliche Situation verbessern muss und verbessern will.

Beispiel: Auf den globalen Tourismus gehen CO2Emissionen von jährlich mehr als 4.000 Mio. Tonnen zurück. Wenn man auf Urlaubsreisen verzichtet, was ja grundsätzlich möglich wäre, dann brechen weltweit ganze Wirtschaftszweige zusammen. Auch in den weniger entwickelten Ländern würde das dramatische Konsequenzen für die Menschen haben. Größere Armut und weitere Fluchtbewegungen wären die Folge. Die platte Verzichtsphilosophie ist daher nicht die Lösung und schafft zudem neue Probleme.

Im Schaubild sind die absoluten CO2Emissionswerte in Millionen Tonnen CO2 gegen die Absolutwerte des BIP für die 20 wirtschaftsstärksten Staaten und einige ausgewählte weitere Länder aufgetragen. X-Achse: BIP in Mrd. US-Dollar, Y-Achse: Höhe der CO2Emissionen. Man beachte die logarithmische Skalierung.

Abb 6 11 B

Abbildung 1: CO2-Emissionen versus BIP für die 20 wirtschaftsstärksten Staaten und einige ausgewählte weitere Länder. Auf der x-Achse ist das BIP in Mrd. US-Dollar aufgetragen, auf der y-Achse die Höhe der CO2-Emissionen. Man beachte die logarithmische Skalierung. Die TOP-20 Länder mit dem höchsten BIP und die ergänzend aufgenommenen Vergleichsstaaten sind nicht unterschieden. Zusätzlich sind Afrika (braune Kreisscheibe) und die EU (EU-27, blaue Kreisscheibe) eingetragen.

Die Diagonale markiert die durchschnittliche CO2Effizienz, sie liegt bei 0,38 kg CO2 pro BIP-Dollar(= US-Dollar). Daneben sind noch die Parallelen mit 0,6 kg/US-Dollar, 0,2 kg/US-Dollar und 0,1 kg/US-Dollar eingezeichnet. Viele der Industriestaaten liegen besser als 0,2 kg/US-Dollar und sind somit rechts unterhalb der hellgrün gepunkteten Linie positioniert. Die USA verfehlt diesen Wert knapp. China und Indien liegen über dem Wert von 0,6 kg/US-Dollar.

Es ist nötig, bei der Reduzierung der globalen CO2Emissionen dort anzusetzen, wo die CO2Performanz gering ist. Das sind zunächst die Länder mit unterdurchschnittlichen Effizienz- bzw. Performanzwerten. Unterlässt man dies, so führt die – wünschenswerte, oder vielmehr nötige – Erhöhung des BIP unweigerlich zu einer entsprechenden Vergrößerung der globalen CO2Emissionen. Dass die Effizienzsteigerung grundsätzlich geht, zeigen die Industriestaaten.

Auswirkung von Performanzsteigerungen

Wenn es China gelänge, seine ökonomische CO2Effizienz ungefähr auf das Niveau der amerikanischen Wirtschaft zu verbessern, dann würde die jährliche chinesische CO2Emission um mehr als 6 Mrd. Tonnen sinken. Bei einer Effizienz auf deutschem Niveau wäre der CO2-Ausstoß noch einmal 1.000 Mio. t geringer. Indien könnte seine Emissionen um 75 % senken, das wären fast 2.000 Mio. Tonnen weniger.

Demgegenüber ist das, was wir z.B. in Deutschland durch eine weitere Effizienzsteigerung erreichen können nur eine Marginalie. Dieser nüchternen Erkennntis kann man sich nicht verweigern.

Relative Wirtschaftsleistung und relative CO2-Emissionen

Es liegt auf der Hand, dass man die CO2-Emission eines Landes nicht trennen kann von der Wirtschaftsleistung. Um es in maximaler Zuspitzung zu formulieren: Wer nicht tätig ist oder nur für das Nötigste sorgt, emittiert auch kein oder nur wenig CO2. Ungeachtet dessen gibt es natürlich Unterschiede in der ökonomischen CO2Effizienz. Diese kann man z.B. messen als CO2Emission pro Einheit des Bruttoinlandprodukts (BIP), also etwa Kilogramm CO2 pro Dollar BIP.

Der Wert für die CO2Emissionen pro Kopf wird – insbesondere von den Grünen – als moralisches Druckmittel eingesetzt. Das ist kein konstruktiver Ansatz.

Im nachfolgenden Diagramm sind für die 20 wirtschaftsstärksten Staaten die relativen CO2-Emissionen gegen den Anteil am globalen BIP aufgetragen. Ergänzend sind noch einige ausgewählte weitere Länder im Diagramm verortet.

Abbildung 1: Relative CO2-Emissionen pro Anteil am globalen BIP für die 20 wirtschaftsstärksten Staaten und einige ausgewählte weitere Länder. Auf der x-Achse ist der Anteil am globalen BIP aufgetragen, auf der y-Achse der Anteil an den globalen CO2-Emissionen. Man beachte die logarithmische Skalierung. Jedes blaue Quadrat steht für eines der TOP-20 Länder mit dem höchsten BIP. Braune Quadrate markieren die ergänzend aufgenommenen Vergleichsstaaten. Zusätzlich sind Afrika (braune Kreisscheibe) und die EU (EU-27, blaue Kreisscheibe) eingetragen.

Zur Interpretation des CO2BIP Diagramms

Ein Land, dessen Anteil am globalen BIP höher ist als sein Anteil an den globalen CO2-Emissionen weist eine überdurchschnittliche ökonomische CO2Effizienz auf. Es wirtschaftet also mit einer hohen CO2Performanz.

Greifen wir exemplarisch Deutschland heraus. Der Anteil am globalen BIP liegt bei etwa 4,4 %, zugleich beläuft sich der deutsche Anteil am globalen CO2-Ausstoß auf ca. 1,9 %.

Aufgrund der Verfügbarkeit von Kernenergie sieht es betreffend Frankreich noch vorteilhafter aus: Anteil am globalen BIP etwa 3 %, Anteil am globalen CO2-Ausstoß nur 0,86 %.

Völlig anders die Situation bezüglich Russland: Dem globalen BIP-Anteil von 1,8 % steht der relativ hohe Anteil an den globalen CO2-Emissionen von 4,9 % gegenüber.

Hohe und niedrige CO2Effizienz

Generell weist jedes Land, dessen CO2Emissionsanteil über dem BIP-Anteil liegt eine unterdurchschnittliche ökonomische CO2Effizienz auf. Die blau gepunktete Diagonale im Schaubild steht für die Diagrammpunkte, bei denen sich die BIP-und die CO2-Anteile die Waage halten. Sie trennt also die Länder mit unterdurchschnittlicher CO2Effizienz (links oben) von den anderen Ländern mit überdurchschnittlicher CO2Effizienz (rechts unten). Damit markiert die Diagonale genau die durchschnittliche CO2Effizienz.

Je größer der Abstand von der Diagonale, desto effizienter bzw. ineffizienter arbeitet ein Land in Bezug auf die CO2Emissionen. Die parallel zur Diagonale verlaufenden gepunkteten Linien markieren Positionen im Diagramm mit gleicher relativer CO2Effizienz bzw. gleicher CO2Performanz.

Die größten CO2-Emittenten

„Zufällig“ gehören 6 der Länder unter den Top-10 CO2-Emittenten zu den Staaten mit dem größten Anteil am globalen BIP.

Natürlich ist das kein Zufall, es ist mehr oder weniger unvermeidlich, dass eine überproportional hohe Wirtschaftsleistung mit höheren CO2Emissionen einhergeht. Dies gilt unbeschadet der Tatsache, dass gerade die Industrienationen eine relativ hohe CO2-Effizienz aufweisen, also vergleichsweise wenig CO2 pro BIP-Dollar ausstoßen (s. Abb. 1). Für Russland, Indien, Indonesien, Saudi-Arabien, Iran gilt das leider nicht, auch nicht für China als dem mit Abstand größten Emittenten.

Die Größten Co2 Emittenten Statista

Abbildung 1: Die 10 größten CO2-Emittenten.

Infografik: 10 Länder verursachen zwei Drittel der CO₂-Emissionen | Statista

Vergleich zwischen Deutschland und Frankreich

Wie man eine hohe Wirtschaftsleistung erzielen und trotzdem die CO2Emissionen niedrig halten kann zeigt Frankreich. Beim BIP liegt Frankreich weltweit auf Platz 7 mit einem Anteil von ca. 3 %. Zugleich ist der französische CO2-Ausstoß mit weniger als 0,9 % der globalen Emissionen außerordentlich gering (Platz 23 weltweit). Wie die Franzosen das schaffen? Na ja, es muss wohl mit der Kernenergie zusammenhängen.

Um das konkret zu machen: Frankreich hat in etwa die gleiche Wirtschaftsleistung wie ganz Afrika, emittiert aber nur ca. ein Fünftel der CO2-Menge.

Der Vergleich mit Deutschland zeigt ebenfalls, was rationale Politik im Hinblick auf die Reduzierung der CO2Emissionen bewirken kann. Und dies ohne Einschränkungen bezüglich der Wirtschaftskraft.

Bezogen auf den BIP-Dollar emittiert Deutschland doppelt so viel CO2 wie Frankreich. Das heißt: Unter den Bedingungen der französischen Energiepolitik würden die deutschen CO2Emissionen nur halb so hoch sein. Das wären mehr als 300 Mio. t CO2 weniger, Jahr für Jahr. Deutschland würde auch sofort aus der Liste der Top-10 CO2-Emittenten ausscheiden und weit nach hinten durchgereicht werden (etwa Pos. 20).

Und was macht Deutschland tatsächlich?

Die Strategie der Ampel unter ideologischer Führung der Grünen sieht eher so aus: Deutschland reduziert sein BIP – und damit auch die CO2Emissionen. Es darf bezweifelt werden, ob dieses Konzept die restliche Welt zu Nachahmung animieren wird.

Können wir „die Welt retten“?

Kann Deutschland die Welt retten?

Natürlich können wir die Welt aus Deutschland heraus nicht „retten“, auch wenn die Grünen das gerne glauben machen wollen (s. z.B. Diskussion um Wärmepumpen statt Gasheizungen).

Im Schaubild unten sind die globalen CO2-Emissionen seit 1990 im Vergleich zur Entwicklung der Emissionen in Deutschland dargestellt.

Gegenüber 1990 haben sich die globalen Emissionen bis 2020 um 53 % erhöht, bis 2022 sind sie sogar um 61 % angestiegen. Zugleich sind die CO2-Emissionen in Deutschland per 2020 um knapp 42 % zurückgegangen.

Die signifikante Reduzierung der deutschen CO2Emissionen um 520 Mio. t konnte die gleichzeitige Steigerung des weltweiten Ausstoßes nicht annähernd kompensieren. Der absolute Zuwachs der globalen Emissionen beläuft sich auf über 12.000 Mio. t. Das ist 23-mal mehr als die hierzulande erzielte Einsparung.

Abbildung 1: Globale CO2-Emissionen im Vergleich zu den Emissionen in Deutschland in der Entwicklung von 1990 bis 2022. Gegenüber 1990 haben sich die globalen Emissionen bis 2020 um 53 % erhöht, bis 2022 sind sie sogar um 61 % angestiegen. zugleich sind die CO2-Emissionen in Deutschland per 2020 um 41 % zurückgegangen. Der Vergleichswert für die EU-27 liegt bei -32 %.

Die Zahlen zeigen, dass es nahezu irrelevant ist, ob und ggf. welche CO2-Einsparungsbemühungen wir in Deutschland anstrengen. Damit soll die Verantwortung für die hiesigen Emissionen nicht abgeschoben werden. Es ist nur eine nüchterne Feststellung.

„Klimaschutz“ geht nur global

Klimaschutz – wenn man sich das Wort zu eigen machen will – geht nur global.

Wer das Klima schützen will, muss dafür sorgen, dass die weltweiten Emissionen sinken. Es geht also nur auf Basis einer globalen Perspektive. Nationale Optimierungen mögen das Gewissen von Politikern beruhigen, für das Weltklima bringen sie – wie die Kurvenverläufe in der Grafik zeigen – nahezu nichts. Das gilt auch für Maßnahmen der EU, die ihre Emissionen von 1990 bis 2020 um fast 1.600 Mio. t CO2 verringert hat. Auch dieser „Erfolg“ wurde vom Zuwachs des weltweiten Ausstoßes geschluckt und letztlich zunichtegemacht.

Die verschiedenen Klimaabkommen haben es evident nicht vermocht, eine Kehrtwende herbeizuführen. Bewirkt haben sie lediglich Hysterie und Panik in der Politik, in den Medien und in weiten Kreisen der westlichen Bevölkerung. Aus diesem Zustand heraus erwachsen vielfach symbolhafte Vorschläge zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes, wie z.B. die Einführung eines Tempolimits auf deutschen Autobahnen, die am Ende allenfalls für ein gutes Gefühl bei den Protagonisten sorgen, ansonsten aber kaum etwas Messbares bewirken.

Der CO2-Ausstoß kann nur global reduziert werden. Andernfalls wird das Ziel verfehlt. Da 90% der Menschen nicht in den klassischen Industrienationen leben (und 99% nicht in Deutschland), ist klar, wo das Rennen entschieden wird. Dabei müssen auch die großen Potentiale der Dekarbonisierung durch Aufforstung und andere Arten der CO2-Speicherung konsequent ausgeschöpft werden.

Die Verantwortung Deutschlands beschränkt sich auf den deutschen CO2-Anteil, also knapp 2% bei mehr als 4% der globalen Wirtschaftsleistung. Und wenn wir anderen helfen wollen, dann müssen wir selbst wirtschaftlich leistungsfähig bleiben, sonst schaden wir den ausgegebenen Klimazielen.