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„Wir brauchen einen Hitzeschutzplan“

Heißester Juli seit 100.000 Jahren

Verschiedene Medien haben darüber berichtet, dass der Juli 2023 der heißeste seit 100.000 Jahren war. Das war für den auch in Fragen der globalen Erwärmung, des Klimawandels und der drohenden Apokalypse kompetentesten Bundesgesundheitsminister aller Zeiten, Karl Lauterbach, der letzte Anstoß, nun endlich seinen Hitzeschutzplan unter die Leute zu bringen: „Es wird viele Hitzetode in diesem Sommer geben, wir müssen jetzt handeln“.

Für uns Normalsterbliche war dieser Sommer bislang alles in allem wohl kaum besonders auffallend. Mal war’s zu warm, mal zu kalt, mal zu trocken, mal zu nass. So sind wir das gewöhnt. Auch wenn der Sommer 2023 und einige davor (nicht aber z.B. 2021, da war’s nass und kalt, s. Sommer in den Zeiten des Klimawandels – sumymus blog) tendenziell wärmer waren (man könnte dazu auch sagen: „besser“).

Richtig ist: Es ist noch gar nicht so lange her, da waren die Sommer im Allgemeinen spürbar kühler. Das geflügelte Wort vom „Sommer als einem grün angestrichenen Winter“ dürfte nicht unbekannt sein.

Nun aber haben wir angeblich diesen heißesten Juli seit 100.000 Jahren. Dabei gibt es den Monat „Juli“ erst seit gut 2000 Jahren. Er ist das Ergebnis der Julianischen Kalenderreform von Julius Cäsar. Der Vergleich mit weiter zurückliegenden Monatstemperaturen hinkt also schon rein kalendarisch.

Zudem wurden im Zuge der späteren Gregorianischen Kalenderreform von 1582 genau 10 Tage übersprungen, Cäsars Original-Juli ist dadurch also um 10 Tage nach vorne gerückt. Anders ausgedrückt: Unser Juli beginnt und endet 10 Tage (immerhin ein Drittel der Monatslänge) vor dem ursprünglichen (cäsarischen) Juli.

Ohne die Kalenderreform würden die ersten 10 Augusttage (da war’s ziemlich kalt) noch Julitage gewesen sein. Das zeigt – neben vielen anderen physikalischen Gründen – wie absurd solche Zahlenvergleiche sind.

Es ist so heiß, dass einen fast schon wieder friert

Nun aber zum tatsächlichen Wetter in den ersten Tagen des August 2023 (die nach dem Vorstehenden eigentlich noch zum heißesten Juli seit 100.000 Jahren gehören).

Wie die Ärztekammer berichtet, kommen jetzt vermehrt Menschen mit Frostbeulen in die Notaufnahmen. Das ist für den August eher ungewöhnlich, es liegt aber wohl an den niedrigen Sommertemperaturen, die die Menschen so nicht mehr gewöhnt seien. Teilweise registriert man in diesen Tagen in Deutschland nur noch Temperaturen um 12 – 16 Grad Celsius. Dazu regnet es häufig. Diese fast schon novemberliche Nasskälte hinterlässt ihre Spuren.

Sommertemperaturen im August 2023. © WetterOnline

Lauterbach und die Frostbeulen

Derweil beharrt Gesundheitsminister Lauterbach darauf, zunächst einmal seinen Hitzeschutzplan voranzubringen, um die Anzahl der Hitzetoten möglichst klein zu halten. Bei Markus Lanz auf die Menschen mit Frostbeulen in den Notaufnahmen angesprochen, sagte er:

„Ich will den Kolleginnen und Kollegen vor Ort ja nicht zu nahetreten, die machen einen tollen Job. Aber das sind wohl keine Frostbeulen, sondern Hitzeblasen. Schließlich leben wir inmitten des Klimawandels, die Erde erhitzt sich, wie seit 100 Millionen Jahren nicht mehr. Südeuropa brennt. Ich war selbst kürzlich in Italien und habe geschwitzt wie ein, ehm, ehm, Porcus. Auf Rhodos stehen die Wälder in Flammen, es ist doch klar, dass da noch zusätzliche Hitze entsteht.“

Lanz: „Na ja, aber die Ärztinnen und Ärzte berichten doch von Frostbeulen. Wie erklären Sie sich das?“

Lauterbach: „Gerade heute Morgen vor dem Frühstück, habe ich eine sehr vertrauenswürdige englische Studie gelesen. Da wurde klar herausgearbeitet, dass Frostbeulen die im Sommer auftreten fast immer Hitzeblasen sind. Das ist ein sehr verlässlicher Indikator für einen drohenden Hitzetod. Deswegen kommt es darauf an, schnell die richtigen Maßnahmen zu ergreifen und die Symptome auf keinen Fall zu bagatellisieren. Mich erschüttert, dass das medizinische Personal vor Ort in dieser Sache offenbar diagnostisch überfordert ist.“

„Ich denke, wir müssen mehr in die Weiterbildung der Ärztinnen und Ärzte in den Notdiensten investieren, damit sie für die Gefahren der Hitze sensibilisiert werden. Dafür werde ich gleich morgen ein Budget aus meinem Hitzeschutzplan freigeben. Betreffend der Höhe des Budget muss ich mich noch mit meinen Hitzeschutzexpertinnen und Hitzeschutzexperten besprechen und ihnen genau erklären, worum es geht. Vielleicht müssen wir dafür den Beitragssatz um 0,1 Prozentpunkte erhöhen. Angesichts der Herausforderungen des Klimawandels ist das nicht viel. Und es ist ja für einen guten Zweck: Hier werden Menschenleben gerettet.“

„Unabhängig davon müssten aber sowieso Sendungen in denen ich auftrete, zum Pflichtprogramm für die Ärztinnen- und Ärzteschaft gehören.“


Soweit der Auftritt von Lauterbach bei Lanz. Und weil es ja immer völlig humorlose Zeitgenossen gibt, füge ich explizit hinzu: Es ist Satire! Wenn es Ihnen als Leser wie Realität vorkommt, dann liegt es daran, dass es genauso gut auch Realität sein könnte. Niemand würde sich darüber wundern.


Hitze ist ein Risiko, Kälte ist richtig gefährlich

Sind die warmen oder heißen Sommertage wirklich so bedrohlich für die Menschen? Wohl eher nicht, jedenfalls sind sie weniger gefährich als die kalten Wintertage. Dazu passt die nachfolgende Statistik, die vom Urheber mit der bemerkenswerten Überschrift „Im Winter wird mehr gestorben“ versehen wurde.

Im Winter wird mehr gestorben
Sterbefälle in Deutschland nach Monaten. © Statista / Statistisches Bundesamt.

Allen Unkenrufen von Panikmachern zum Trotz, scheinen die „heißen“ Sommermonate für die Menschen im Jahreszyklus offenbar eher zu den weniger „gefährlichen“ Zeiten zu gehören. Kein Wunder, sonnig und warm empfinden die meisten als angenehm. Wer mag es schon dunkel und kalt?

Noch eine Zugabe zu Lauterbach

Dieser Tage hat Lauterbach während seines Urlaus in Italien einen Tweet abgesetzt, in dem er empfiehlt, Italien künftig zu meiden, weil es dort wegen des Klimawandels zu heiß werde.

Italienische Ministerin reagiert irritiert auf Lauterbachs Urlaubstweet (msn.com)

Man kann ja unter Umständen die Meinung vertreten, dass Urlaub in Italien nicht mehr so erquicklich sein wird, wenn die Sommer im Zuge des Klimawandels immer heißer werden sollten. Aber als Bundesminister sollte man seine Worte wägen, bevor man einen solchen Tweet absendet, noch dazu im Gastland.

Neben Habeck und Baerbock ist Lauterbach der Dritte im Bunde derer, die vor allem mit ihrem dummen Geschwätz auf sich aufmerksam machen. Man hat sich fast schon daran gewöhnt. Dennoch ist diese Ministerriege zum Fremdschämen.